Die wichtigsten Figuren

DAS HAUS « LA FORTERESSE ROUGE »
1930 gebaut in der Plaskyallee in Brüssel, im Bauhaus-Stil. Das Haus hat eine Bodenfläche von 400 Quadratmeter und drei Etagen. Mein Großvater hat wilden Wein an der Fassade wachsen lassen, bis dieser das gesamte Haus bedeckte. Das Haus war unsere schützende Festung, unser Spielterrain mit seinen riesigen Kellern, ein wunderbares Labyrinth voller verschiedenster Gegenstände und Möbel. Für viele, die es besuchten oder die in ihm lebten, hatte es eine mythische Aura. Für uns war es ein Familienmitglied.


JOHAN (mein Vater)  – 11/1/1927
Erst 17 Jahre alt, wird er als Mitglied des Widerstands verhaftet und ins KZ Neuengamme verschleppt. Er kommt mehr tot als lebendig wieder heraus. Später zieht er nach Ostdeutschland, um dort Dokumentarfilm zu studieren und auch, um zu helfen, das andere Deutschland mit aufzubauen. Nach dem Bau der Mauer wird er wegen seiner kritischen Haltung sanft ausgewiesen. In Brüssel arbeitet er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder als Tischler.

 


WALTER (mein Onkel)– 21/11/1923
Bei der Besetzung Belgiens war er Zeuge, wie sein Bruder unterwegs von einer Granate getötet wurde, als sie beide versuchten, durch die Frontlinie Frankreich zu erreichen, um von dort mit der belgischen Armee gegen die deutschen Besetzer zu kämpfen. Er selbst überlebte schwer verletzt. Danach engagiert er sich im Widerstand und wird von der Gestapo verhaftet. Er verbringt drei Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern. Nach der Befreiung kehrt er zu Fuß aus Berlin zurück – im Häftlingsanzug, seinen Essnapf unter dem Arm. Er hat fünf Kinder. Ein Leben lang arbeitet er als Landmesser für die Stadt Brüssel.


Ich, PIET– 16/9/1964
Geboren in Berlin, komme ich als einjähriges Kind nach Brüssel. Mit meinen Geschwistern wachse ich im Haus meines Großvaters auf. Trotz der Armut (manchmal wissen unsere Eltern nicht, was sie uns am nächsten Tag zu Essen geben sollen) erleben wir eine glückliche Kindheit. Sehr jung schon werden wir Zeugen des kommunistischen Engagements unserer Eltern. Mit 16 trete ich in die kommunistische Partei ein, ohne wirklich zu begreifen was das bedeutet.  Nach meinem Filmstudium an der INSAS Filmhochschule in Brüssel erhalte ich ein Stipendium für die HFF in Babelsberg. Dort erlebe ich die Wende und den Fall der Mauer aktiv mit.